Robert: Hallo Marco, wie geht es Dir und wie läuft das Leben in Hamburg, dem „Tor zur Welt“?
Marco: Moin, Moin! Mir geht es super! Es macht Spaß in einer so schönen, vielseitigen und kreativen Stadt wie Hamburg zu leben. Der Großstadtrummel war schon immer meine Heimat. Gleichzeitig gibt es gerade in Hamburg unglaublich viele tolle Plätze um für sich zu sein. Die Mischung finde ich perfekt!
Robert: Sei so freundlich und stelle Dich doch bitte kurz vor.
Marco: Ich komme ursprünglich aus Münster, lebe aber bereits seit über 20 Jahren in Hamburg. Ich bin am Stadtrand mit viel Grün um mich herum aufgewachsen. Mein Kindergarten war mitten im Alstertal, zwischen Wald und Wiesen. Ein perfekter Ort um Kind zu sein. Ich denke hier liegt der Ursprung meiner kreativen Ader. Malen, basteln, kleben, kleckern. Ich glaube ich hatte immer dreckige Hände, etwas Sand im Mund und grüne Grasflecken auf meiner Jeans. Ein Stock war für mich eben nie nur Stock, sondern schon damals eine Rakete mit Düsenantrieb. Das Kind sein habe ich mir bis heute bewahrt, auch wenn ich für mein Studium vor einigen Jahren mitten in die Stadt gezogen bin.
Robert: Wer oder was hat Dich inspiriert, ab 2007 ein Studium als Kommunikationsdesigner am renommierten Institue of Design zu absolvieren?
Marco: Ich habe mein Abitur auf einem Wirtschaftsgymnasium gemacht und wollte danach Wirtschaftsingenieur werden. Ziemlich schnell merkte ich, dass mir durch das Zahlen jonglieren meine Kreativität flöten geht. Es ging nur noch um Vorsteuer, Abzüge, Rechte und Pflichten. Um von den Zahlen weg zu kommen, habe ich in meinen Ferien ein Praktikum in einer Design-Agentur gemacht und war ab diesem Moment angefixt von der Idee, etwas Kreatives zu machen. Trotzdem war es gut die wirtschaftliche Seite kennengelernt zu haben. So kann ich sicher meine Buchhaltung machen, Verträge aufsetzen und weiß, dass alles korrekt läuft. Das Institute of Design war eine reine Bauchentscheidung. Ich habe mich dort angemeldet und es ausprobiert. Es war genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Einer unserer Dozenten sagte einmal zum Thema Kreativität, wir sollen uns das Kind sein bewahren und in einem Stock keinen Stock sondern eher eine Rakete sehen. Da war mir klar: Hier bin ich richtig!
Robert: Ich habe gelesen, dass Du Dich auch für Urban Gardening begeisterst. Was hat es damit auf sich und wie schaut Dein Beitrag für eine grünere Umwelt aus?
Marco: Ich hab immer nach Abwechslung neben der digitalen Arbeitswelt gesucht. Ich wollte raus, die Stadt irgendwie positiv verändern. Also zog ich mit Freunden nachts los und bepflanzte Verkehrsinseln mit Blumen. Für mich müssen solche eigenen Projekte immer einen Sinn machen, sie müssen etwas verändern in unserer Welt. So lief mir vor einiger Zeit noch eine weitere Idee über den Weg und nun fertige ich Kerzen aus vermeintlichem Müll. Upwined nennt sich das Projekt, eine Mischung aus Upcycling und Wein. Ich sammle alte Weinflaschen in Hamburger Bars und Restaurants ein, zerschneide sie, reinige sie, fülle sie mit Wachs und Docht und produziere so etwas neues. Ich finde es toll zu sehen, wie Dinge entstehen und Menschen positiv beeinflussen können.
Robert: Mit Friendship Hamburg hast Du Deinen großen Traum verwirklicht. Wie läuft die Arbeit unter Freunden und was ist Deine Rolle im Designstudio für visuelle Kommunikation?
Marco: Ich war zunächst als Artdirector in einer großen Hamburger Agentur tätig. Es war eine tolle Zeit und eine sehr gute Schule. Nach ein paar Jahren wurde der Wunsch immer größer, noch selbständiger arbeiten zu können und mehr Ideen auf die Straße zu bringen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass in zu großen Agenturen zu viele gute Ideen im Nirvana verschwinden, weil zu viele Menschen am Entscheidungsprozess beteiligt sind. Ich finde es wichtig, dass der Ideen-Lieferant und der Entscheider auf Unternehmensseite direkt an einem Tisch sitzen. Der eine weiß genau, was er sich mit der Idee gedacht hat und der andere hat das Bestreben, sein Unternehmen nach vorne zu bringen. Wenn es menschlich passt, die perfekte Kombination für mich.
Bei Friendship Hamburg läuft es genau so. Je nach Projektgröße und Projektart sind verschiedene, kreative Freunde beteiligt. Es läuft in etwa wie in einem Co-Working-Space, nur, dass alle Beteiligten in ihren eigenen Büros sitzen. Ein großes Netzwerk das schnell miteinander kommuniziert. Es gibt immer einen direkten Ansprechpartner für jeden einzelnen Kunden, welcher diesen bis zum Ende betreut. Ich bin hauptsächlich für die Konzeption, also die Ideenfindung und den Kundenkontakt zuständig. Ich liebe die persönliche Arbeit mit den vielfältigen Menschen, die hinter einem Unternehmen stehen. Es läuft alles sehr freundschaftlich aber auch sehr professionell und organisiert. Eine gesunde Mischung die kreatives und schnelles Arbeiten ermöglicht.
Robert: Wie schaut Dein Arbeitsplatz aus und welche Werkzeuge bzw. welches Equipment benutzt Du für Deine Arbeiten?
Marco: Aufgeräumtes, kreatives Chaos! Nein im Ernst, hier im Studio ist es meistens wirklich sehr ordentlich, mit Pinnwänden, Moodboards, Ideenkarten, freien Schreibtischen. Die Clean-Desk Policy habe ich aus meiner Zeit in einer Werbeagentur mitgenommen. Ohne Ordnung entsteht Chaos und wichtige Dinge gehen unter. Kreatives Chaos findet bei uns hauptsächlich im Kopf statt.
Robert: Mit welcher Software / Hardware / Werkzeug arbeitest Du am liebsten und warum?
Marco: Ein schneller Mac mit viel Arbeitsspeicher ist wichtig. Die üblichen Verdächtigen wie Photoshop, Illustrator und InDesign sind die wichtigsten Tools. Wie viele unserer Kunden nutzen wir für die Organisation, für Kontakte, Mails und Termine Outlook. Fürs Zeitmanagement nutz ich immer noch Stift und Zettel, da ich bisher kein Programm perfekt finde. Ein kleines schwarzes Buch für spontane Ideen. Und dann natürlich flinke Finger, einen kühlen Kopf und ein Herz voller Herzblut. Ich denke mit dieser Ausrüstung kann man jede Herausforderung meistern!
Robert: Womit beginnst Du bei einem neuen Projekt und was sind Deine ersten Schritte?
Marco: Den Menschen hinter einem Unternehmen kennenlernen! Unser Schwerpunkt ist es, bestehenden Unternehmen und Existenzgründern ein visuelles Bild, einen Markenauftritt maßzuschneidern. Den Endkunden unserer Kunden wird es immer wichtiger, dass sie nicht einfach einen Markennamen vor sich haben, sondern den Menschen dahinter kennen und verstehen. Es muss ein authentisches Gesamtbild entstehen und das funktioniert nur, wenn unsere Kunden und wir auf freundschaftlicher Basis wissen, wie der andere wirklich tickt. Gemeinsam mit dem Kunden erarbeiten wir Ziele und wir als Designstudio sorgen dann dafür, dass aus Ideen Wirklichkeit wird.
Robert: Wie würdest Du den Stil Deiner Arbeiten beschreiben?
Marco: Wir haben in dem Sinne keinen „künstlerischen“ Stil der sich durch unsere Arbeiten zieht. Ich würde sagen, wir haben einen sehr hohen Anspruch. Den Anspruch auf hochwertigste Arbeit und maßgeschneiderte Konzepte und Ideen. Ein visueller Auftritt muss zum Kunden und zum Unternehmen passen. Wenn Menschen ein Gefühl für eine Marke bekommen und unsere Kunden nach unserer Arbeit erfolgreicher als zuvor sind, dann haben wir einen guten Job gemacht.
Robert: Welches Deiner Projekte ist Dir am meisten in Erinnerung geblieben und weshalb?
Marco: Wir sind noch so jung und frisch, jedes Projekt ist in meinem Kopf. Ich habe auch kein Lieblingsprojekt oder so etwas. Jeder Kunde ist anders und das macht es spannend.
Robert: Woher holst Du Deine Inspiration und was hilft Dir dabei, den Ideenreichtum anzukurbeln?
Marco: Die beste Inspiration ist das Leben selbst. Rausgehen, ins Café setzen, Menschen beobachten. Bei Neukunden setzen wir uns gerne mal ein paar Stunden vor ihren Laden und beobachten das Verhalten der Vorbeigehenden. Ansonsten haben wir unglaublich viele Bücher, gehen zu vielen kulturellen und kreativen Veranstaltungen, lesen aktuelle Trendreports, nutzen Facebook und hören viel und laut Musik.
Robert: Was gedenkst Du zu tun, wenn Dir einmal doch nichts einfallen mag?
Marco: Ich persönlich habe immer das gegenteilige Problem. Ich habe zu viele Ideen und muss ständig in mein kleines schwarzes Ideen-Buch kritzeln. Viele Ideen sind kompletter Unsinn, aber genau das bringt einen dann auf wirklich gute Ideen. Über den Tellerrand gucken und ausprobieren. Sollte ich doch mal keine Ideen haben, würde ich wohl eine 300g Tafel Schokolade essen, mir würde extrem schlecht werden und ich würde aus reinem Selbstschutz nie wieder nicht auf Ideen kommen.
Robert: Wenn Du heute nicht in der Kreativbranche tätig wärst, was würdest Du stattdessen machen und warum?
Marco: Kindergärtner! Kinder sind toll. Sie zeigen uns Erwachsenen so oft, was wirklich wichtig ist im Leben. Sie sind fast immer schmerzhaft ehrlich, verstellen sich nicht und bringen einen so oft zum Lachen. Während meines Studiums war ich in den Ferien oft als Betreuer in Ferien-Camps im Ausland tätig. Kinder im Alter von 6-9 Jahren. Der wahnsinnigste und lustigste Haufen Chaoten den ich je kennengelernt habe! Kinder wollen immer Neues wissen und sie wollen Antworten. Das ist das spannende und die Herausforderung an diesem Job.
Robert: Welche 3 Ratschläge würdest Du jedem Designer, Künstler, Illustratoren und Typografen mitgeben?
Marco:
- Sei begeistert von Dir und deinen Ideen und setze sie einfach mal um statt zu lange zu warten.
- Machs einfach und verständlich. Auch bei den gefühlt besten Ideen einfach mal kurz Abstand nehmen und gucken ob auch andere deine Idee noch verstehen würden.
- Sei immer freundlich und bleib dir und deinen Prinzipien treu.
Robert: Welche 3 Webseiten kannst Du unseren Lesern empfehlen?
Marco: Neben unserer eigenen auf jeden Fall noch zootool.com, hier kann man seine digitalen Lesezeichen von Überall ordnen und hat sie immer dabei. Auf behance.net findet man richtig gute Designer und Kreative mit denen man sich persönlich oder per Mail austauschen kann. Ansonsten empfehle ich jede gute und schlechte Website, denn von jeder kann man lernen wie man etwas macht oder eben besser nicht macht!
Robert: Vielen Dank Marco, für Deine Zeit und das großartige Gespräch. Wie wäre es mit einem Schlusswort? Vielleicht magst Du auch noch jemandem Danke sagen oder einen Gruß aussprechen?
Marco: Danke an Alle die mich begleiten und ich freue mich auf Alle, die den Weg noch mitgehen werden! In Friendship we trust!