Manch tolle Erfindung geht auf einen glücklichen Zufall zurück. So soll zum Beispiel der Cognac nur durch eine aus Versehen durchgeführte doppelte Destillation entdeckt worden sein und so könnte man auch die Geschichte des Cross Processing umschreiben. Ein „kleiner Unfall“ der zu einem Ergebnis führt, was den Betrachter nicht wieder loslässt. Wie man seine Fotos auch digital in Adobe Photoshop „über Kreuz entwickeln“ kann, das möchte ich euch heute in diesem kleinen Tutorial einmal zeigen. Am Ende der kurzen Anleitung findet ihr dann auch noch fünf kostenlose Aktionen mit denen ihr diesen Fotoeffekt schnell erstellen könnt.
Doch bevor wir mit dem digitalen Cross Processing beginnen wollen, möchte ich mit euch noch einen kleinen Ausflug in die Geschichte der analogen Cross-Entwicklung machen. Hierbei wird also entweder ein Farbnegativfilm positiv (beispielsweise E-6-Prozeß) oder ein Farbpositivfilm negativ (z.B. wird hier ein Dia-Film im C-41-Prozeß bearbeitet) entwickelt. Es wird hier also nicht nur ein kleiner Fehler innerhalb des Entwicklungsprozesses gemacht, sondern man setzt bei der Entwicklung schlichtweg den komplett entgegengesetzten, also den falschen, Prozess ein. Herauskommt ein Bild mit sehr steiler Gradation, was bedeutet, dass die Mitteltöne teilweise verloren gehen. Dafür dominieren dann die Lichter und die Tiefen das Bild. Es entsteht so ein ziemlich kontrastreiches Bild. Ein weiterer Effekt bei dieser Art der Entwicklung ist, dass das Bildkorn stärker hervortritt und dass diese Fotos leicht unscharf werden.
Step 1
Nun aber genug über die Theorie der Cross-Entwicklung geredet. Machen wir uns nun an die Arbeit in Adobe Photoshop. Ihr öffnet zunächst ein Foto eurer Wahl über den Menüpunkt Datei->Öffnen. Dann fügt ihr über Ebene->Neu->Neue Ebene (Umschalt+Strg+N) eine neue Ebene „Körnung“ hinzu, die ihr mit dem Füll-Werkzeug (G) mit einem neutralen Grau (#808080) füllt.
Step 2
Für diese Ebene „Körnung“ geht ihr nun auf Filter->Für Smartfilter konvertieren. Anschließend geht ihr auf Filter->Rauschfilter->Rauschen hinzufügen und stellt dort als Stärke 30 % ein.
Step 3
Um die Körnung noch etwas weicher und damit realistischer wirken zu lassen, müsst ihr nun auf Filter->Weichzeichnungsfilter->Gaußscher Weichzeichner gehen. Als Radius wählt ihr dort 0,5 px. Den Modus der Ebene „Körnung“ stellt ihr dann auf „Ineinanderkopieren“ und die Deckkraft senkt ihr auf 15 %.
Step 4
Jetzt seid ihr auch schon am Step für die eigentliche Cross-Entwicklung angelangt. Im Fenster „Korrekturen“ ruft ihr euch nun die Gradationskurven auf. Dann wählt ihr die jeweiligen Kanäle für Rot, Grün und Blau oben im Reiter aus. Rot (Alt+3) und Grün (Alt+4) verpasst ihr eine leichte S-Kurve, so dass die jeweilige Farbe in den Lichtern angehoben wird und in den Tiefen abgedunkelt wird. Beim Blau (Alt+5) verfahrt ihr genau umgekehrt, also über Kreuz. Hier pusht ihr die blaue Färbung in den Tiefen und senkt sie in den Lichtern noch weiter ab. Die genaue Form der jeweiligen Kurve ist dabei stark von eurem Ausgangsbild abhängig. Es gibt hier also kein Richtig oder Falsch. Allerdings solltet ihr euch von eurem Farbgespür leiten lassen und es nicht übertreiben, damit euer Bild am Ende nicht extrem unnatürlich wirkt. Natürlich findet ihr auch in den Presets der Gradationskurven die Voreinstellung „Cross Processing“, aber diese gefällt mir persönlich nicht so gut.
Step 5
Wie ich anfangs schon gesagt habe, weisen Bilder in diesem Effekt auch meist einen erhöhten Kontrast auf. Um diesen hinzuzufügen, wechselt ihr in den RGB-Reiter (Alt+2) und fügt auch hier eine S-Kurve hinzu. Dann stellt ihr den Modus dieser Einstellungsebene mit den Gradationskurven noch auf „Farbe“ um.
Step 6
Um die Farben noch ein wenig zu pushen, fügt ihr nun über Ebene->Neue Füllebene->Farbfläche eine neue Ebene „Farbpush“ hinzu. Den Modus der Ebene könnt ihr gleich auf „Farbe“ stellen und die Deckkraft senkt ihr auf 10 %. Ihr bestätigt mit Klick auf OK und stellt dann im sich dann neu öffnenden Fenster einen freundlichen Gelbton (#FFBA00) ein.
Step 7
Da diese Bilder, wie schon erwähnt, auch immer etwas unscharf sind, müsst ihr nun die Hintergrundebene duplizieren (Strg+J), sie wieder für Smartfilter konvertieren und darauf dann den Gaußschen Weichzeichner anwenden. Als Radius habe ich hier 0,3 px gewählt. Ihr könnt hier aber auch gerne je nach eurem eigenen Geschmack wieder etwas variieren.
Step 8
Und noch ein weiteres Feature aus den guten alten Analog-Zeiten darf natürlich nicht fehlen-die Vignette um das Bild herum. Dazu geht ihr ebenfalls mit der duplizierten Ebene auf Filter->Objektivkorrektur und stellt im Reiter „Benutzerdefiniert“ im Feld „Vignette“ in etwa die folgenden Werte ein:
Step 9
Nun könnt ihr noch alle Ebenen bis auf die Hintergrundebene mit gedrückt gehaltener Strg-Taste markieren und dann mit Strg+G gruppieren. Alles Abspeichern und schon habt ihr einen tollen Cross Processing-Fotoeffekt in Photoshop erstellt.
Das fertige Bild sieht dann am Ende so aus:
Ich habe hier auch mal noch zwei weitere Bilder mit diesem schicken Effekt versehen, damit ihr einmal sehen könnt, wie sich dieses Verfahren auf andere Bilder auswirkt.
Das komplette Tutorial könnt ihr euch wie immer mit Klick auf diesen Link hier unten kostenlos herunterladen.
kostenlose Aktionen
Damit ihr eure Arbeit trotzdem noch schneller und effizienter gestalten könnt, habe ich euch hier einmal noch fünf kostenlose Photoshop-Aktionen zu Thema Cross Processing herausgesucht. Zum Download gelangt ihr einfach durch Klick auf das entsprechende Bild.