Ganz gleich ob auf Reisen oder beim Wanderausflug mit der Familie – für gewöhnlich befindet sich auch eine Digitalkamera mit im Gepäck, um die schönsten Momente und Ausblicke festzuhalten. Damit diese Fotos später nicht zu langweilig daherkommen, zeige ich euch in diesem Tutorial einen simplen Fotoeffekt, mit welchem ihr eure Schnappschüsse in einen originellen Landschaftskasten verwandeln könnt. Die Ergebnisse erinnern stark an den Kinofilm Inception. Dort konnte die (Traum-)Welt mittels Gedanken nach Belieben manipuliert werden. Ich erkläre euch, welche Fotos geeignet sind und welche Arbeitsschritte in Photoshop nötig sind.
Die Idee, Landschaft in einer Art Schaukasten zu präsentieren, kam mir durch ein Video des dänischen Photoshop-Artists Mmrené, der seine Fotos in einen Landschaftskasten verwandelt und so tolle neue Kunstwerke erschafft. Aber welche Fotos eignen sich für solch abstrakte Landschaftsbilder überhaupt und was solltet ihr beim Fotografieren beachten?
- Das Foto sollte richtig viel Landschaft enthalten. Deshalb nehmt ihr das Bild mit einer kleinen Brennweite an eurer Kamera auf, typischerweise irgendetwas zwischen 10 und 25 Millimetern. Die Blendenzahl solltet ihr auch möglichst hoch ansetzen, um Unschärfen und sich dadurch später im Bild abhebende Kanten zu vermeiden. Wählt also mindestens Blende 8, besser noch 11 und größer aus.
- Achtet bei der Aufnahme darauf, dass ihr nicht zu viele störende Elemente im Bild habt. Diese machen euch im Nachhinein die Bearbeitung nur unnötig kompliziert und lenken von der Bildaussage ab. Also lieber nur ein großes, zentrales Motiv (Mensch, Hund, Berghütte usw.), als zahlreiche filigrane Details die nur unnötig ablenken.
- Sollte es bei eurer Aufnahme bereits dämmern oder findet eure Wanderung in den frühen Morgenstunden, also bei wenig Licht, statt, so packt neben eurer Kamera auf alle Fälle auch noch ein kleines und stabiles Reisestativ mit ein, um auch bei der durch die große Blendenzahl bedingten langen Belichtungszeit noch verwackelungsfreie Fotos produzieren zu können.
- Zudem solltet ihr darauf achten, dass auf eurem Bild nicht zu viele komplexe Wolkenstrukturen zu sehen sind. Am besten eignet sich natürlich wolkenloser Himmel.
Mit der Zeit für die Bearbeitung solltet ihr, je nach Aufwand bei der Bildretusche, bei 15 bis 30 Minuten pro Bild liegen. Die ganze Prozedur läuft im Großen und Ganzen in vier Grundschritten ab: Dabei erstellt ihr euch in Photoshop zunächst zwei Kopien der Ursprungsebene, maskiert diese mit einer Ebenenmaske, fügt an den Kanten noch Schatten hinzu und entfernt störende Bildelemente. Nun aber genug der langen Vorrede und ran ans Werk!
Step 1
Ihr habt also einen typischen Urlaubsschnappschuss, so wie diesen hier (© Jonathan Grado, Flickr) gemacht und öffnet euer Foto in Photoshop über den Menüpunkt Datei / Öffnen oder alternativ über den Shortcut Strg+O. In diesem Beispielbild könnt ihr erkennen, dass der Hund das eigentliche Hauptmotiv ist, das von der Landschaft umrahmt wird. Da ich möchte, dass dieser Hund später noch ein wenig mehr in den Vordergrund gerückt wird, schneide ich das Bild mit dem Freistellungswerkzeug (C) und den gedrückt gehalten Umschalt- und Alt-Tasten ein wenig zu. Außerdem ist es natürlich sinnvoll, wenn ihr auf die Schaltfläche Bild gerade ausrichten klickt und mit dem sich öffnenden Werkzeug die Horizontlinie abfahrt, so dass der Horizont genau in Waage ist. Dieser Schritt ist natürlich optional und hängt von eurem Ausgangsbild ab.
Step 2
Die Hintergrundebene dupliziert ihr nun, in dem ihr sie einfach aus dem Ebenenfenster auf die Schaltfläche Neue Ebene erstellen zieht. Alternativ geht das natürlich auch über Ebene / Ebene duplizieren (Strg+J). Die Ebenenkopie dreht ihr mit dem Verschieben-Werkzeug (V) um exakt 90° und schiebt sie dann ganz genau an die untere linke Ecke, wie in diesem Screenshot zu sehen. Dabei ist es ganz wichtig, dass die beiden Ebenen unten links exakt übereinanderliegen. So vermeidet ihr später Probleme bei der Bildkomposition. Für später ist es auch wichtig, dass ihr diese Ebene unbedingt in ein Smartobjekt verwandelt. Dazu geht ihr auf Ebene / Smartobjekte / In Smartobjekte konvertieren.
Step 3
Mit dem Zeichenstift-Werkzeug (P) zeichnet ihr einen dreieckigen Pfad mit den im Bild markierten Ankerpunkten. Dann geht ihr mit Rechtsklick auf den Pfad und auf Auswahl erstellen. Mit Klick auf OK und einem Radius von 0 Pixeln erstellt ihr die Auswahl. Über Auswahl / Auswahl umkehren (Umschalt+Strg+I) könnt ihr diese Auswahl für euren Landschaft Schaukasten invertieren. Über die Schaltfläche Ebenenmaske hinzufügen fügt ihr der obersten Ebene nun eine Ebenenmaske hinzu. Sollte diese nicht ganz exakt ein Dreieck nachgebildet haben, könnt ihr mit einem schwarzen Pinsel (B) noch nacharbeiten.
Step 4
Nun erstellt ihr eine zweite Kopie der Hintergrund-Ebene und dreht diese um -90°. Auch diese Ebene muss wieder zwingend in ein Smartobjekt konvertiert werden. Dann verschiebt ihr sie mit dem Verschieben-Werkzeug (V) an die untere rechte Ecke und geht ebenfalls wie in Step 3 beschrieben vor. Danach ist die Form vom Landschaftskasten schon gut erkennbar.
Step 5
Damit habt ihr nun schon in Photoshop die Grundlage für abstrakte Landschaftsbilder geschaffen. Jetzt geht es mit den Feinheiten weiter. Um die Schatten erstellen zu können, müsst ihr zunächst einmal beide Ebenenkopien mit gedrückt gehaltener Strg-Taste und Klick darauf markieren und mit dem Shortcut Strg+G gruppieren. Diese Gruppe dupliziert ihr (Strg+J) und die Kopie fügt ihr mit Strg+E zu einer Ebene zusammen. Ihr erstellt euch nun eine neue Ebene (Umschalt+Strg+N) und schiebt diese über die Hintergrundebene. Dann erstellt ihr euch eine Auswahl aus der obersten Ebene, in dem ihr mit gedrückt gehaltener Strg-Taste auf die Ebenenminiatur der obersten Ebene klickt. Die Auswahl füllt ihr dann auf der neuen Ebene mit dem Füllwerkzeug (G) mit Schwarz.
Step 6
Über Filter / Für Smartfilter konvertieren fügt ihr nun der Ebene Schatten einen Smartfilter hinzu, der es euch auch im Nachhinein noch ermöglicht, den Filter erneut anzupassen. Dann geht ihr auf Filter / Weichzeichnungsgalerie / Iris-Weichzeichnung. Den Mittelpunkt des Kreises setzt ihr auf den Schnittpunkt der beiden dreieckigen Ebenen. Dann zieht ihr den Kreis so groß auf, dass er fast bis an die Eckpunkte des gesamten Bildes heranragt. Danach legt ihr durch ein Nach-innen-ziehen der weißen Punkte (in Pfeilrichtung) in etwa fest, bis wohin die Weichzeichnung wirken soll. Beim Wert für die Weichzeichnung legt ihr irgendetwas zwischen 200 und 300 px fest.
Step 7
Der Schatten muss nun noch ein wenig angepasst werden. Dazu fügt ihr der Schatten-Ebene eine Ebenenmaske hinzu und macht dort mit Hilfe eines schwarzen Pinsels (B) die Regionen unsichtbar, auf denen natürlicherweise kein Schatten zu sehen wäre. In diesem Fall sollte der Schatten im Himmel gelöscht werden.
Step 8
Da der Schatten nicht nur auf die untere, sondern auch auf die beiden seitlichen Ebenen wirken soll, müsst ihr nun noch einmal aus der obersten Ebene eine Auswahl laden, dann kehrt ihr diese Auswahl um (Umschalt+Strg+I) und füllt die Auswahl in einer neuen Ebene (Umschalt+Strg+N) mit dem Füllwerkzeug (G) mit Schwarz. Mit Strg+D hebt ihr die Auswahl nun wieder auf. Auch diese Ebene wandelt ihr in ein Smartobjekt um (Filter / In Smartfilter konvertieren).
Step 9
Da ihr den Iris-Weichzeichner vorhin schon einmal benutzt habt, braucht ihr ihn nun nur noch einmal über den Shortcut Strg+F erneut aufzurufen und könnt dann gleich die schon vorgenommenen Einstellungen mit Klick auf OK bestätigen. Auch in diesem Fall benötigt ihr erneut eine Ebenenmaske und das Pinsel-Werkzeug (B), um den Schatten aus dem Himmel zu entfernen. Mit Rechtsklick auf diese Schattenebene und lasst ihr diesen Schatten dank der Schnittmaske ausschließlich auf die darunterliegende Gruppe wirken. Ihr könnt allerdings den Schatten immer noch nicht sehen? Das liegt an der obersten Ebene, die ihr nun mit Klick auf das Augensymbol einfach ausblenden müsst.
Step 10
Auch wenn das im Großen und Ganzen schon nach einem schönen Landschaft Schaukasten aussieht, müssen in diesem Bild noch einige Anpassungen vorgenommen werden. Zum Beispiel sind mir die Schatten doch noch ein wenig zu kräftig, also müsst ihr nur die Deckkraft der beiden Schattenebenen auf zirka 30 bis 50 % zu senken.
Step 11
Jetzt seid ihr an dem Punkt angelangt, an dem ihr erfahren werdet, warum es so wichtig war, die Ebenen in Smartobjekte zu konvertieren. Dazu klickt ihr einfach doppelt auf die Ebenenminiaturen der Gruppe im Ebenenfenster. In einem neuen Fenster öffnet sich nun wie von Geisterhand das Smartobjekt und ihr könnt mit der Bearbeitung beginnen, denn schließlich soll im Endergebnis der Hund ja nur einmal vorhanden sein und nicht drei Mal. Also nehmt ihr das Ausbessern-Werkzeug (J), umfahrt damit die Umrisse des Hundes auf dem Smartobjekt, legt einen Quellbereich fest, in dem ihr die Auswahl in Pfeilrichtung verschiebt, speichert alles ab (Strg+S) und schließt das Smartobjekt wieder. Danach ist der Hund bzw. euer Hauptmotiv auf der einen Ebene verschwunden. Nun müsst ihr ihn bloß noch auf dem anderen Smartobjekt entfernen. Für komplexere Ausbesserungen eignen sich neben dem Ausbessern-Werkzeug (J) auch der Bereichsreparatur-Pinsel (J) oder der Kopierstempel (S).
Step 12
Genauso verhält es sich nun mit dem Paddelboot, welches drei Mal vorhanden ist und mit den Bojen auf dem Wasser. Auch diese Elemente solltet ihr nach Möglichkeit entfernen. Achtet dabei aber bitte immer darauf, dass ihr es mit dem Entfernen nicht übermäßig genau nehmt, um den natürlichen Bildeindruck nicht zu mindern.
Step 13
Auch wenn ihr in diesem Bild nicht so wirklich viele Wolken seht, so wird das Ganze doch in diesem Fall schon ein wenig komplexer. Aber keine Angst – ich zeige euch jetzt erst einmal, wie ihr das Problem mit den Wolken in den Griff bekommt und danach noch eine Methode, die hilft, wenn gar nichts mehr geht. Ihr müsst euch, da ihr nun auch die Hintergrundebene bearbeiten müsst, eine Kopie der Hintergrundebene erstellen, die ihr ebenfalls in ein Smartobjekt konvertiert. Nun müsst ihr ganz genau schauen, welche Wolken in eurem Bild von welcher Ebene stammen und müsst euch deren Position einprägen. Dann bearbeitet ihr ausschließlich diese Wolkenpartien im jeweiligen Smartobjekt mit dem Ausbessern-Werkzeug (J), speichert alles ab und schließt das Smartobjekt wieder. Wenn immer noch nicht alles passt, müsst ihr erneut diese Ebene öffnen oder ihr versucht es mit einem anderen Smartobjekt. Bei mir sieht das am Ende dann so aus:
Step 14
Aber dennoch sind unschöne Überlappungen im Himmel auf Grund der unterschiedlichen Farbtöne zu sehen. Um dieses Problem zu beheben, erstellt ihr euch eine neue Ebene (Umschalt+Strg+N), zieht mit dem Auswahlrechteck-Werkzeug (M) eine rechteckige Auswahl um den problematischen Bereich auf, nehmt mit dem Pipette-Werkzeug (I) eine Farbe innerhalb dieses Rechtecks auf und füllt damit mit dem Füll-Werkzeug (G) die Auswahl in der neuen Ebene. Da das Ganze nun immer noch nicht hundertprozentig stimmig aussieht, müsst ihr euch eine Farbton-/ Sättigung-Korrekturebene anlegen und dort mit den Werten für Farbton, Sättigung und Helligkeit so lange herumprobieren, bis es passt. Da die Korrekturebene auch nur auf die darunterliegende Ebene wirken soll, müsst ihr noch die Schaltfläche für die Schnittmaske aktivieren.
Step 15
Wenn die Kante nun immer noch ein klein wenig zu hart ist, habt ihr die Möglichkeit, die Ebene mit dem Himmel-Imitat in ein Smartobjekt zu konvertieren und darauf den Gaußschen Weichzeichner (Filter / Weichzeichnungsfilter / Gaußscher Weichzeichner) anzuwenden. Die versprochene Alternative-Methode wäre einfach, dass ihr fast den kompletten Himmel, hier also der hellblaue Bereich, mit diesem gefüllten Rechteck abdeckt und euch somit über die Wolken überhaupt keine Gedanken mehr zu machen braucht. Hier müsst ihr für euch entscheiden, ob ihr lieber ein wenig natürliche Struktur im Himmel erhalten wollt oder ob ihr euch eben viel Zeit und Arbeit ersparen wollt, dafür aber am Ende nur noch eine glatte Fläche ohne natürliche Struktur habt.
Step 16
Im Ausgangsbild, welches ihr mit Klick bei gedrückt gehaltener Alt-Taste auf das Augensymbol der unteren Ebene wieder sichtbar machen könnt, seht ihr nun noch ein Segelboot und einen Gleitschirmflieger. Diese beiden Objekte sollen auch im späteren Endergebnis nicht fehlen und dort für ein wenig Auflockerung sorgen. Also müsst ihr diese Objekte, sofern bei euch vorhanden, behutsam wieder zurückholen. Dazu verwendet ihr am besten das Zeichenstift-Werkzeug (P), zieht euch einen Pfad genau um das jeweilige Objekt auf, erstellt daraus wieder eine Auswahl und erstellt mit Strg+J aus dem ausgewählten Bereich der aktiven Hintergrundebene eine neue Ebene. Diese Ebene könnt ihr nun mit dem Verschieben-Werkzeug (V) in die Bildmitte verschieben und dort beliebig anordnen. Für jedes weitere Objekt verfahrt ihr genauso.
Step 17
Da mir das Bild nun im Allgemeinen noch ein wenig zu hell ist, dunkle ich es, vor allem in den Lichtern, mit einer Gradationskurve ab. Diese Anpassung soll allerdings nicht auf den Hund wirken, also wird dieser mit einem schwarzen Pinsel (B) auf der Ebenenmaske der Korrekturebene maskiert.
Fertig!
Damit seid ihr dann auch schon fertig mit diesem schicken Fotoeffekt für abstrakte Landschaftsbilder und könnt, bei Bedarf, noch weitere Korrekturen (Weißabgleich, Farbkorrekturen, Änderungen am Bildlook usw.) vornehmen.
Das komplette Tutorial gibt es für euch wie immer kostenlos zum Download. Viel Spaß beim Ausprobieren und Herumexperimentieren!
Weitere Beispiele für abstrakte Landschaftsbilder
Um die wirklich sehr vielfältigen Möglichkeiten dieser Methode noch besser zu veranschaulichen, habe ich für euch zusätzlich die nun folgenden Beispiele erstellt.
Ursprungsbild von Vladimir Kudinov, Unsplash
Ursprungsbild von Sebastien Gabriel, Unsplash
Ursprungsbild von Ivan Slade, Unsplash
Ursprungsbild von Jake Melara, Unsplash
Das folgende Ergebnis von Grafikdesigner Jati Putra Pratama möchte ich euch ebenfalls nicht vorenthalten.
4 Kommentare
Was für eine Geniale Idee und Umsetzung,
Eigentlich „ganz Simpel“, wenn man den die Idee dazu hat.
Hab das immer nur mit der „Weltkugel“ versucht, aber das Ergebnis hat mir nie so richtig gefallen.
Vielen Dank für das tolle Tut und fürs teilen.
Die anderen Grafiken sind auch genial, der Mann am See und die Frau mit dem Hund gefallen mir sehr gut.
*Roman Ende* ,-)
LG
Silvia
Hallo Silvia,
das freut mich, wenn dir mein Tutorial und die Grafiken so gefallen haben. Vielen Dank für die netten Worte.
Beste Grüße,
Thomas
Hallo Thomas,
habe Dein Tut einmal ausprobiert. Hat mich ganz schön Nerven gekostet, weil ich den „Referenz Punkt“ gefunden habe.
Nach „gefühlten 43 Versuchen“ habe ich es so hin bekommen das man einigermaßen erkennen kann das es
eine Box sein soll. Das Bild hat auch nicht die beste Qualität, ist noch aus meinem alten PhotoImpact Fundus.
Wollte ja auch nur mal sehen ob ich es hin bekomme.
hier ist der Link:
http://abload.de/image.php?img=sea_sb9lqdp.jpg
Danke für den nützlichen Artikel. Jetzt bin ich ihr regulärer Leser :) Übrigens ist hier auch ein sehr interessanter Blog über Fotografie und Bildbearbeitung – http://fixthephoto.com/blog/