Auf Maximilian Kappler (16 Jahre) aufmerksam geworden sind wir im Frühjahr 2012. Nach intensiven Gesprächen mit dem Rennfahrer und seinen Betreuern entschlossen wir uns zu einer langjährigen Partnerschaft, da wir das Potential des jungen Sportlers gleich erkannten. Wir freuen uns sehr über die positive Entwicklung von Max, welcher bereits in der zweiten Saison der Moto3 deutscher Meister geworden ist. Ich habe mich mit Max getroffen und mit ihm über die vergangene Saison und über seine Ziele für die Zukunft gesprochen. Aber lest selbst wie er die Zeit empfand und versucht Schule und Hobby unter einen Hut zu bekommen.
Lisa: Mit welchen Erwartungen bist du in die Saison gestartet? Was hattest du dir vorgenommen?
Max: Meine erste Moto3-Saison 2012 war eher durchwachsen. Wir hatten diese zwar als Lernsaison deklariert, dennoch hatte ich gehofft, am Ende in den Punkten weiter vorn zu stehen. Ende 2012 haben wir dann entschieden wieder zum Racing Team Germany zurück zu wechseln. Dort bin ich bereits in den Jahren 2008-2011 gefahren.
Schon bei den ersten Tests in Spanien merkte ich, dass das Bike wesentlich besser auf der Rennstrecke zu bewegen ist als mein 2012er Bike. Als Ziel 2013 hatte ich mir zu Beginn der Saison vorgenommen, regelmäßig auf das Podium zu fahren und die Saison unter den besten 3 Fahrern abzuschließen.
Lisa: Hast du am Anfang der Saison geglaubt den Meistertitel wirklich zu holen?
Max: Ehrlich gesagt: Nein – der Meistertitel war kein Thema, denn es gab wesentlich erfahrenere und stärkere Starter in der Meisterschaft als mich, der erst die zweite Saison in der Moto3 fahren wollte. Nach der zweiten Veranstaltung ist der bis dahin Führende in die spanische Meisterschaft gewechselt. Damit hatte sich mein Saisonziel verändert. Ich wollte unbedingt versuchen, den Meistertitel gegen die starke KTM-Armada zu holen. Dennoch denke ich, dass ich am Ende der Saison auf dem gleichen Niveau gefahren bin, wie Bryan Schouten am Anfang der Saison.
Lisa: Welche Momente hast du besonders positiv und welche besonders negativ empfunden?
Max: Als einen wesentlichen Moment hat sich natürlich der vorzeitige Gewinn der Moto3-Meisterschaft in Hockenheim bei mir eingeprägt. Das war schon ein richtig geiles Gefühl. Auch wenn ich zuvor schon 3 Meistertitel feiern konnte, war dieser schon etwas besonders. Natürlich mein Sieg in Schleiz, mein erster in der IDM war auch Wahnsinn. Wechselhafte Bedingungen, trockene, nasse und wieder trockene Strecke. Dieser Lauf hatte schon einiges zu bieten. Ein besonderer Dank daher auch noch einmal an meine Techniker, die über die gesamte Saison einen tollen Job gemacht haben.
Über meinen Sturz auf dem Sachsenring in der letzten Runde ärgere ich mich noch jetzt, vor allem, da ich in Führung lag. Ich wollte dieses Rennen unbedingt gewinnen und hatte einen Plan, wie ich das schaffen wollte. Aber, that´s racing. Beeindruckt für mich war aber, dass mir keiner aus dem Team einen Vorwurf machte. Stattdessen empfing mich in der Box aufmunternder Applaus.
Lisa: Was hat dich am meisten motiviert?
Max: Wie du ja weist, starte ich für das Racing Team Germany. Das ist das einzige sächsische Team in der Motorrad-WM. Zusammen mit dem Team will ich den Weg in die Motorrad-Weltmeisterschaft schaffen. Dort wird an mich geglaubt, das merkst du als Fahrer sofort.
Aber natürlich auch die ganze Unterstützung durch meine Sponsoren, wie z. B. SAXOPRINT, die ADAC Stiftung Sport und auch meiner Familie ist toll. Ich versuche stets mein Bestes zu geben, und damit etwas an sie zurückzugeben.
Lisa: Wie lautet dein Rezept, um Schule und Rennen gleichermaßen zu vereinbaren?
Max: Ein Erfolgsrezept habe ich nicht. Es ist harte Arbeit. Ich erhalte von meiner Schule und speziell von meiner Klasse riesige Unterstützung. Denn eines gilt von Anfang an: Die Schule darf bei dem ganzen Motorrad fahren nicht leiden. Auch wenn mein Ziel die Motorrad-WM ist, ein ordentlicher Schulabschluss ist das Wichtigste. Den verpassten Lernstoff muss ich logischerweise nachholen, aber da habe ich, wie schon gesagt, extrem viel Unterstützung durch meine Klassenkameraden.
Lisa: Deine Vorbilder sind Max Biaggi und Valentino Rossi – was fasziniert dich an den beiden am meisten?
Max: Auch wenn beide Rennfahrer unterschiedlicher nicht sein könnten, so vereint beide doch eines – der Fokus auf das Wesentliche. Beide sind extrem detailversessen, akribisch bei der Arbeit und siegeshungrig.
Lisa: Wolltest du schon von klein auf Motorradfahrer werden oder wie kamst du zu diesem „Hobby“?
Max: Da ich unweit vom Sachsenring wohne, war ich schon als Kind immer im Fahrerlager der Motorrad-WM unterwegs. Dabei habe ich mich anscheinend angesteckt. Nachdem ich Fahrrad fahren konnte probierte ich mich beim Pocket-Bike fahren aus. Seitdem komme ich nicht mehr davon los und mein Ziel, welches ich seither verfolge ist es, Motorradweltmeister zu werden. Inzwischen bin ich in meiner 10. Saison und die Erfolge motivieren mich immer wieder.
Lisa: Was willst du in der kommenden Saison noch besser machen, um deinen Zielen näher zu kommen?
Max: Zu einer Titelverteidigung in der Moto3 wird es ja nicht kommen. 2014 gilt unsere volle Konzentration ganz der neuen Europameisterschaft, die für mich die Zwischenstufe in die Motorrad-WM werden soll. Dabei handelt es sich um eine Meisterschaft mit 4 – 6 Veranstaltungen in Spanien und 2 – 4 im Rest von Europa. Der Grundstein für die Saison 2014 wird aber bereits jetzt gelegt, das heißt, ich muss über den Winter noch einiges im athletischen und konditionellen Bereich drauf packen. Aus diesem Grund trainiere ich inzwischen 5 Mal in der Woche. Auch im fahrerischen Bereich muss ich mich noch weiter entwickeln. Aber da habe ich mit meinem Teamchef Dirk Heidolf und auch mit meinem Cheftechniker Norman Rank gute und erfahrene Lehrmeister an meiner Seite. Außerdem sind mehrere Gaststarts in der Motorrad-Weltmeisterschaft, darunter auch am Sachsenring, geplant.
In der SUPERBIKE*IDM wird dagegen der Fokus 2014 in der Moto3 auf den NSF-Cup gelegt. Diese Motorräder sind mit meinem Bike nicht zu vergleichen. Es sollen zwar beiden Klassen starten, werden aber getrennt gewertet. Wie viele Bikes in meiner Klasse an den Start gehen werden, weiß ich nicht. Vielleicht fahre ich aber eine Veranstaltung mit, Schleiz oder der Sachsenring wäre toll, vor allem wegen meinen Sponsoren und den vielen Fans. Aber wir müssen sehen, wie dann die Termine liegen. Insgesamt wird 2014 für mich extrem wichtig, da ich dort wichtige Weichen in Richtung Permanentstart in der Motorrad-WM 2015 stellen kann. Dabei darf ich aber auch die Schule nicht vernachlässigen. Ich muss im Juni 2014 wichtige Prüfungen auf dem Gymnasium zum Abschluss der 10. Klasse schreiben. Und dass ich dort gute Ergebnisse abliefere, dass erwarte ich von mir auch.
Zum Schluss möchte ich mich noch einmal bei SAXOPRINT, der ADAC Stiftung Sport und bei meinen anderen treuen Sponsoren bedanken. Ohne diese Unterstützung von euch allen wäre mein Weg bis hierher nicht möglich gewesen. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit. Und natürlich sage ich danke an Alle, die mir stets die Daumen gedrückt haben. Es hat definitiv geholfen.
Lisa: Auch wir haben zu Danken – für die tolle Zusammenarbeit mit dir und deinem gesamten Team. Wir sind sehr stolz, dass du bereits in deiner zweiten Saison in der Moto3 Deutscher Meister geworden bist und unterstützen dich auch weiterhin in den kommenden Jahren. Danke für deine Zeit, das sehr interessante Interview und noch mal herzlichen Glückwunsch zum Meistertitel.
Seht Max im folgenden Video ab Minute 5:37 beim letzten Rennen auf dem Hockenheimring, wo er vorzeitig Deutscher Meister wurde.
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