Bei Druckprodukten wie Klappkarten, Faltflyern oder Broschürenumschlägen empfiehlt es sich ab einer Grammatur von 250 g/m² in der Faltkante eine Rillung vorzunehmen. Aber was genau bedeutet eigentlich Rillen und worin besteht der Unterschied zum Nuten? Hier erfahrt ihr es!
Wozu dient das Rillen und Nuten?
Während des Falzvorgangs kann es bei höheren Papiergrammaturen passieren, dass die Papierfasern am Falz (Faltkante) brechen. Da nach dem Druckvorgang gefaltet wird, kann Farbe, die sich bereits auf dem Papier befindet beschädigt werden und aufplatzen. Um dies zu vermeiden, wird ab einer Grammatur von 250 g/m² aufwärts vor dem Falzvorgang das Rillen oder Nuten des jeweiligen Druckproduktes empfohlen. Beide Verfahren schwächen das Material am Bruch und ermöglichen dadurch ein verbessertes Falzbild. Die Umsetzung unterscheidet sich beim Rillen und Nuten jedoch grundlegend.
Das Rillen
In der Papierverarbeitung wird unter dem Begriff Rillen ein umformendes Verfahren verstanden. Um einen Papierbogen besser falten zu können, wird das Papier am Falz vorher mittels einer sogenannten Rilllinie geschwächt. Das Material wird hierbei geschwächt bzw. verdünnt. Dabei entsteht eine linienförmige Vertiefung, die auf der Gegenseite als wulstartige Erhöhung in Erscheinung tritt.
Bevor wir euch das Nuten vorstellen, zeigen wir im Bewegtbild noch ein Druckprodukt, welches bei SAXOPRINT mittels Rillung verarbeitet wurden. Desweiteren findet ihr die wichtigsten Vorteile in einer Übersicht dargestellt.
Das Nuten
Nuten beschreibt in der Papierverarbeitung ein zerspanendes Verfahren. Es wird vom Nuten gesprochen, wenn (ähnlich wie beim Tischler) ein Materialspan mittels eines Zerspanungswerkzeuges aus dem Papier ausgehoben wird. Das Material wird hier minimal abgetragen. Dies ermöglicht bzw. erleichtert das Umlegen und Falten des Papierbogens. Aufgrund der Materialminderung ist dieses Verfahren erst bei sehr hohen Grammaturen wie denen in der Kartonagenherstellung sinnvoll und möglich. So wird beispielsweise bei Kartons entlang einer Linie ein Teil der Substanz herausgehoben, damit das unflexible Material knickbar wird.
Für Druckprodukte empfiehlt sich somit nur die Anwendung einer Rillung, da beim Nuten neben dem Material auch die Druckoberfläche abgetragen wird.
Neben einem optisch schöneren Ergebnis bei Endprodukten mit höherer Papierstärke wie Grußkarten, Falzflyer oder Broschüren mit Klebebindung, hat das Vordefinieren der späteren Falzstelle, auch für den Vorgang des Faltens selbst Vorteile. Da der Papierbogen beim Falzen den Weg des geringsten Widerstandes wählen wird, erhöht sich durch das gezielte Schwächen des Materials an einer bestimmten Stelle die Sicherheit, dass der Falz auch genau an dieser entsteht.
14 Kommentare
Und da haben wir es wieder. ;-)
Die Erklärung entspricht der bis her geltenden Lehrbuchdefinition und ist damit natürlich richtig.
Wie erklären wir dann aber den Begriff eines Nutkammes, der ja eigentlich zum Rillen da ist. Der Unterschied von Rillrad und Nutkamm ist funktionell nachvollziebar. Seit dem wir bei Offset- und Digitaldruckweiterverarbeitung unterschiedlich heran gehen müssen, hat sich die Nutzung der beiden Begriffe etwas gewandelt (abweichend von der Definition). Da die Vorbereitung zum Falzen mit Rillrädern bei Digitaldrucken zu deutlichen Qualitätseinbußen führt (die Tonerschicht, wenn verwendet oder auch höhervolumige, stark gestrichene Papiere werden gebrochen. Dem kann man mit einer Rillung mit Nutkamm vorbeugen. Um dieses bei der Kommunikation zu unterscheiden, wird häufig das eine als Rillen (mit Rillrad) und das andereals Nuten (mit Nutkamm) bezeichnet.
Zu Missverständnissen sollte es trotzdem nicht führen. da das herkömmliche Nuten bei in Frage kommenden Papieren, wie schon oben erwähnt, unüblich bzw. nicht möglich ist.
Hallo Peter,
vielen Dank für deine ergänzenden Worte die meinen Artikel abrunden :)
Du hast recht, beide Verarbeitungsarten unterscheiden sich durch die Anwendung und die Papiere, bei denen diese angewendet werden, jedoch führt es bei weniger Fachkundigen manchmal zur Verwechslung. Aber dafür sind wir ja da, nicht wahr? ;-)
Hallo! Möchte einen Zickzack Folder drucken lassen, finde aber nirgends die Option in Rillen oder Nuten zu lassen. Könnt ihr mir da bitte weiterhelfen?
Vielen Dank!
Hallo Adriana,
welche Grammatur und Seitigkeit möchtest du genau bestellen? Wir bieten die Option „Rillung“ ab 250 g/m² an.
Diese Auswahl erscheint automatisch, wenn du diese Papierstärke angibst.
Viele Grüße,
Romy Stein
Die Seite in der die Rillung vertieft ist, ist quasi die Innenseite und die Seite in der die Rillung erhaben ist, ist quasi die Außenseite? Finde ich logisch. Flyeralarm will mir aber erklären, dass es anders herum richtig sei, vermutlich um sich die den Nachdruck zu ersparen…
Danke
Hallo Rene,
es ist tatsächlich so, wie Peter sagt. Es handelt sich um einen verbreiteten Irrtum.
Die erhabene Seite befindet sich innen, die vertiefte außen.
Grund ist genau der, dass das Material beim Öffnen und Schließen flexibel bleibt.
Viele Grüße,
Romy
Hallo Rene,
das mit dem Nachdruck wird wohl nichts werden, denn Flyeralarm hat Recht.
Deine, Dir logisch erscheinende Annahme ist ein weit verbreiteter Irrtum.
Die Vertiefung der Rillung zeigt beim Falten nach außen, damit die Materialdehnung beim Falten dadurch minimiert wird, dass sich die Vertiefung erst einmal gerade zieht.
[…] d.h. auf dem darüber liegenden Druckbogen Farbe hinterlassen. Eine Weiterverarbeitung wie in etwa Rillen oder Nuten sowie eine Folienprägung sind ebenso möglich, da der Lack auf dem Papier elastisch […]
[…] 6-seitige Broschürenumschläge in hohen Grammaturen komfortabler falten lassen, nehmen wir eine Rillung entlang der Falzkante vor. Dabei wird das Material geschwächt bzw. verdünnt und es entsteht eine […]
Ich habe Klappkarten bei Euch drucken lassen.
Wenn ich jetzt die Aussenseite ansehe, dann ist die Rillung, also der Wulst auf dieser zusehen.
Auf der Innenseite ist eine Vertiefung, also die Rille.
Ist das so korrekt?
Hallo Fragerin,
hast du eine 4-seitige Klappkarte bestellt? Standardmäßig ist es so, dass wir die Außenseite rillen und die Wulst (Ausformung) dann innen liegt. Jedoch gibt es je nach Beschaffenheit des Produktes (Seitigkeit, Vorhandensein von UV Lack etc.) kann von dieser Norm allerdings auch abgewichen werden, weswegen ich Details zu deinem genauen Bestellung benötige.
Viele Grüße,
Romy
Hallo Fragerin,
wie oben bereits von Romy und Peter erläutert, sollte die Vertiefung außen und der Wulst innen sein.
Wenn es anders herum ist, ist das zwar fachlich nicht richtig, bei Deinen Klappkarten sollte es aber keine Probleme geben, so dass ich zumindest hier nicht von einem expliziten Mangel ausgehen würde.
Ich vertue mich auch immer wieder bei der wulzt außen oder innen…. Normal, wenn man so als normaler denkt, meint man wulzt, dick, außen und Vertiefung innen. Da komm ich so oft durcheinander… Und war mir unsicher wenn es vorgefertigte Karten zum digital bedrucken waren. Danke für die Aufklärung. Habs nur durch Zufall gerade gefunden hier. Hatte was anderes geschaut. Lustig wie es manchmal so kommt.
Also wulzt innen
Vertiefung außen
Hallo Karazma,
es gibt verschiedene Bezeichnungen und Eselsbrücken zu diesem Fakt :-)
Jedoch kann man die Vorgehensweise leider nicht pauschalisieren, da es auf das Produkt ankommt, welches gefertigt wird. Dabei spielen Falzlinien, Falzart, die Veredelung und weitere Dinge eine Rolle.
Liebe Grüße,
Romy