Die Definition der elektronischen Schrift (Font)
Die Entwicklung der Computerschrift
Bei den Formaten der Fonts wird generell zwischen zwei Gruppen unterschieden: TrueType und OpenType. Diese Geschichte hat ihren Ursprung in den frühen Jahren des Computerzeitalters. Damals, Mitte der Achtziger Jahre, hatte Apple mit seinem Macintosh dem breiten Publikum Schriften wie zum Beispiel Helvetica, Courier, Times usw. mitgegeben. Diese Schriften enthielten immer zwei Dateien. In einer waren die vorgerasterten Daten für die Bildschirmdarstellung verpackt und die Andere benötigte man, um die Vektorangaben für die Ausgabegeräte einzubinden. Als Basis hierfür wiederum diente die Seitenbeschreibungssprache PostScript, welche 1984 von Adobe entwickelt wurde. Mit Hilfe der zusätzlich benötigten Software Adobe TypeManager konnte man damit die Bildschirmdarstellung der Schrift verbessern, die Ausgabe auf einem nicht PostScript-fähigen Drucker bewerkstelligen und die Schriften verwalten.
1991 sah sich Apple dann gezwungen, bedingt durch Adobes Patentpolitik, das TrueType-Format zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Dieses Format ist, genau wie das PostScript-Format, aus Vektoren aufgebaut. Aber im Gegensatz zu den PostScript-Schriften wurden beim TrueType-Format (Dateiendung .ttf) beide Font-Dateien zu einer zusammengefasst. Da auch Microsoft dieses Format 1992 lizensierte und mit Windows 3.1 in die Computer verbaute, waren diese Schriften nun sowohl für Mac OS als eben auch für Windows nutzbar. Haken an der Sache: Für Mac und Windows waren immer noch zwei verschiedene Font-Formate nötig. Man konnte also nicht so einfach einen Mac-Font auf einem Windows-Rechner installieren und umgekehrt. Auch wenn dieses Format für die Bildschirmausgabe und für die Schriftdarstellung auf Druckern entwickelt wurde, so wurde es doch lange Zeit als nicht vollwertig und der Windows-Welt zugehörig angesehen. Ein Grund dafür war wohl auch, dass die PostScript-Ausgabegeräte der Druckindustrie nicht mit den TrueType-Schriften harmonierten.
Zusammen mit Adobe brachte Microsoft 1996 dann das Font-Format OpenType (Dateiendung .otf) auf den Markt. Damit überwand man nun endgültig die Grenzen, welche die alten Schrift-Formate noch setzten. Nun gab es, auch plattformübergreifend, nur noch eine Font-Datei für Windows und Mac. Ein Austausch der Datei zwischen den beiden Systemen ist seither problemlos möglich. Im Gegensatz zur PostScript-Zeichentabelle, die nur 256 Zeichen beinhalten konnte, umfassen die auf der UNICODE-Zeichentabelle basierenden OpenType-Fonts heute über 65.000 Glyphen. Nichtsdestotrotz gibt es die früheren Beschreibungen von PostScript und TrueType weiterhin. So legt sich die OpenType-Spezifikation wie eine Art Mantel um die althergebrachten Algorithmen. Wie das ganze Geflecht der verschiedenen Formate vereinfacht aussieht, verdeutlicht euch folgende Grafik.
Die Anatomie der Schrift oder warum Buchstaben auch gerne mal einen Bauch haben können
Das Klassifizierungssystem für Schriftarten
Einen Font selbst erzeugen
Quellen für großartige Computerschriften
Wenn ihr bereit seid, Geld für eine gut gemachte Computerschrift auszugeben, so gibt es im Internet wirklich viele Seiten, auf denen sich Leute mit ihren neuen und frischen Ideen zur Schrift präsentieren. Als Quelle für hochwertige Schriften möchte ich euch heute den Fontshop sowie Linotype ans Herz legen.
Solltet ihr auf der Suche nach guten, kostenlosen Fonts sein, so kann ich euch Seiten wie Fontquirrel, Dafont oder Fontfabric empfehlen. Die aktuellsten Trends der Typografie-Szene finden sich regelmäßig auf Behance und ebenfalls empfehlen kann ich die Free Fonts Schriftensammlung.
Wer bin ich? Schriftarten identifizieren
Stellt euch vor, ihr seid im Web unterwegs und stoßt auf ein Design mit einer wirklich gelungenen Schriftart. Wenn ihr in diesem Moment nicht wisst, um welchen Font es sich hier handelt, so gibt es einige nützliche Tools um dies ganz simpel herauszufinden. Ich nutze im Google Chrome immer öfter WhatFont. Ist dieses Plugin aktiviert, braucht man nur mit der Maus über die entsprechende Überschrift oder Textzeile zu fahren und schon verrät einem das Tool die verwendete Schriftart. Weitere Tools für verschiedene Browser hat Dieter Petereit auf Dr. Web aufgelistet.
Falls ihr testen wollt, wie eure gewählte Schrift in einer bestimmten Farbe auf eurer Website später aussehen wird, so könnt ihr bei Typetester bis zu drei verschiedene Fonts vor unterschiedlichen Hintergründen ausprobieren und so schon vor dem Release eurer Seite einen Eindruck erhalten, wie das Schriftbild auf den Betrachter wirkt.
Inspiration, Anregungen und Ideen
Falls ihr nun aber so ganz und gar keine Idee für euer Projekt haben solltet, ganz gleich ob Print- oder Webdesign, dann findet ihr in der Typografie–Sektion von Abduzeedo sicher jede Menge Inspiration. Dort gibt es jede Woche das Beste aus der Welt der Schriften. Aber auch auf den Blogs von Incredibletypes und Typography gibt es immer wieder neuen Input für euer Gehirn. Falls ihr nun noch immer nicht wissen solltet, was eine Computerschrift eigentlich ist und wie die Typografie das Laufen lernte, so schaut euch zum Ende noch dieses grandiose Video an. Mit diesem sollten dann auch wirklich alle Fragen geklärt sein.
So lernte die Schrift laufen, © Thibault de Fournas
Titelbild: Copyright by Jeremy Keith