Folgendes Problem hat mich zum heutigen Freitagstutorial inspiriert: Man schießt mal eben schnell aus der Hand ein Foto, welches auf dem kleinen Display der Digitalkamera recht ordentlich aussieht. Zuhause am Rechner muss man aber feststellen, dass das Bild doch gar nicht so scharf ist, wie gewünscht. Also steht man vor der Frage: Löschen oder Retten? Es gibt natürlich hoffnungslose Fälle, aber nicht jedes unscharfe Bild sollte sofort in den Papierkorb verschoben werden. Hier möchte ich für Adobe Photoshop zeigen, wie man auf verschiedenen Wegen solche Bilder in ein brauchbares Ergebnis überführen kann. Als Ausgangsbild für die Bearbeitung in Adobe Photoshop dient uns ein Foto vom altbekannten Blauen Wunder in Dresden, welches ich von der Aussichtsplattform der Schwebebahn geschossen habe.
Photoshop: Hochpass
1. Beginnen wir zunächst mit der Bearbeitung des Bildes in Adobe Photoshop. Wir öffnen das Bild (Strg +O) und erkennen beim Heranzoomen im Bereich der Brücke und der Häuser unscharfe Bereiche.
2. Wir haben in Photoshop nun mehrere Möglichkeiten, das Bild zu schärfen. Die erste ist das Schärfen durch einen Hochpass-Filter. Dazu duplizieren wir zunächst unsere Hintergrundebene mit Strg + J zwei Mal. Die untere Kopie nennen wir „Weiches Licht“ und stellen demzufolge auch deren Ebenenmodus auf „Weiches Licht“ um. Die obere Ebene nennen wir „Hartes Licht“ und stellen deren Ebenemodus folglich auf „Hartes Licht“ um.
3. Jetzt markieren wir mit gedrückter Umschalt-Taste beide zuvor umbenannten Ebenen und gruppieren sie mit Strg + G. Das hat den Vorteil, dass wir unsere Änderungen später schnell ein- und ausblenden können, um damit die Qualität unserer Arbeit begutachten zu können. Nun rufen wir zunächst für die Ebene „Weiches Licht“ den Hochpass-Filter auf. Dazu gehen wir auf Filter -> Sonstige Filter -> Hochpass.
4. Im sich nun öffnenden Dialogfenster geben wir für die Ebene „Weiches Licht“ einen Wert für den Radius zwischen 20 und 40 Pixel ein. Dieser hängt vom jeweiligen Bild ab und muss individuell angepasst werden. Ich habe hier 25 Pixel eingestellt.
5. Den gleichen Filter wenden wir für die Ebene „Hartes Licht“ an, allerdings mit einem weitaus geringeren Radius. Hier sind Werte zwischen 2 und 5 Pixeln anzuwenden.
6. Da wir unsere beiden Ebenen gruppiert haben, können wir hier nun durch Deaktivieren des Augensymbols schnell unser Ergebnis überprüfen. Da mir nun aber das Bild etwas zu scharf geworden ist, kann ich durch Senken der Deckkraft unserer Gruppe den Effekt abmildern (hier: 50 % Deckkraft).
Photoshop: USM im RGB – Modus
1. Eine weitere Möglichkeit, Bilder in Photoshop zu schärfen, ist das „Unscharf maskieren“ (USM). Auch hier gibt es wieder 2 verschiedene Modi zur Auswahl. Einmal das Schärfen im LAB-Farbmodell und dann noch das Schärfen im üblichen RGB-Modus. Hier soll zunächst auf das Schärfen im RGB-Modus eingegangen werden. Wir öffnen das gewünschte Bild, duplizieren die Hintergrundebene mit Strg + J und nennen diese wieder „Schärfen“.
2. Nun müssen wir den Filter „Unscharf maskieren“ aufrufen. Dazu gehen wir auf Filter -> Scharfzeichnungsfilter -> Unscharf maskieren. „Unscharf maskieren“ beschreibt dabei den Vorgang, bei dem von einem unscharfen Bild eine unscharfe Kopie erstellt wird. Diese Kopie wird anschließend vom Originalbild subtrahiert. Die resultierende Maske, bei der die unscharfen Bildbereiche nun ausgespart sind, wird anschließend wieder zum Originalbild hinzugefügt, was die Schärfung der Kanten bewirkt.
3. Nun öffnet sich ein Dialogfenster, wo Einstellungen für Stärke, Radius und Schwellenwert vorgenommen werden können. Die Stärke gibt an, um wie viel Prozent sich der Kontrast zwischen zwei benachbarten Pixeln erhöht. Die Einstellung des Radius gibt an, in welchem Radius die umgebenden Pixel scharfgezeichnet werden. Die Einstellung des Radius ist auflösungsabhängig und somit eine sensible Größe, deren Einstellung viel Fingerspitzengefühl erfordert. Je geringer die Auflösung, umso sensitiver reagiert das Bild auf Radiusänderungen. Als grober Richtwert für den Radius gilt: 0,5 bis 1,5 % der Auflösung. Das ergibt für das Beispiel von 72 dpi einen Radius von rund 0,4 bis 1,1 Pixeln. Der Schwellenwert gibt an, wie hoch der Kontrast zwischen zwei benachbarten Pixeln sein muss, damit diese scharfgezeichnet werden. Ist dieser Wert also niedrig, werden mehr Pixelpaare scharfgezeichnet. Grundsätzlich sollte die Beurteilung der Bildschärfe immer bei einer Zoomstufe von 100 % erfolgen, was dem Druckformat entspricht.
4. Wir bestätigen unsere Eingaben mit OK und gehen dann auf Bearbeiten -> Verblassen: Unscharf maskieren. Dort stellen wir als Ebenenmodus „Luminanz“ ein und senken die Deckkraft ein wenig (hier: 80 %). Fertig ist das Schärfen im RGB – Modus.
Photoshop: USM im Lab – Modus
1. Bei den meisten Bildern funktioniert das Schärfen im RGB – Modus tadellos. Bei Bildern mit hoher Farbsättigung („knallbunt“) und bei Bildern mit sehr feiner Farbabstufung kann es nach dem Schärfen zu Farbstörungen kommen. Um dies zu verhindern, kann man Bilder farblos im Lab-Modus bearbeiten. Hierbei werden die Farbinformationen des Bildes nicht verändert, da man nur den farblosen Helligkeitskanal bearbeitet. Wir öffnen zunächst unser Bild und stellen danach den Modus des Bildes bei Bild -> Modus -> Lab – Farbe um. Da diese Umstellung nur für eine Ebene funktioniert, das Bild zur Sicherheit noch einmal als Kopie speichern.
2. Wir wechseln nun von der Ebenenpalette in das Kanalfenster. Dort erscheinen nun 4 Kanäle: Lab, Helligkeit, a und b. Wir klicken auf den Helligkeitskanal und klicken anschließend noch auf das Augensymbol vor Lab, ohne diesen Kanal dabei wieder zu aktivieren. Damit bearbeiten wir zwar ausschließlich den Helligkeitskanal, können aber gleichzeitig auch sofort sehen, wie sich unsere Änderungen auf das Bild auswirken.
3. Im Helligkeitskanal können wir nun wieder den Filter „Unscharf maskieren“ aufrufen (Filter -> Scharfzeichnungsfilter -> Unscharf maskieren).
4. Jetzt den Modus wieder in RGB ändern und fertig ist das geschärfte Bild.
Auch in GIMP gibt es natürlich mehrere Möglichkeiten, ein Bild zu schärfer zu machen und diese schauen wir uns nächste Woche an.
2 Kommentare
Sehr gute Anleitung ohne viel Drumherumgerede. Danke!
Hallo Karl,
es freut mich, wenn dir der Artikel so gut gefällt. Danke für das motivierende Lob!
Beste Grüße,
Thomas