Schon zu Zeiten, als Fotografie ausschließlich analog mit konventionellem Film möglich war, ist die Mehrfachbelichtung ein beliebtes Stilmittel gewesen, um Fotos einen ganz besonderen Touch zu verleihen und sie damit noch interessanter zu machen. Nun, im digitalen Zeitalter, könnt ihr spielend leicht mit Photoshop Bilder übereinander legen. Somit lassen sich im Nu beispielsweise die Silhouette eines Portraits mit dem atemberaubenden Foto einer Galaxie oder eines Sternhaufens kombinieren und so eine magische Verbindung zweier Elemente schaffen.
Wenn euch ein hübsches Portraitfoto vorliegt und ihr diesem noch viel mehr Pepp verleihen wollt, dann solltet ihr einfach zwei oder mehr Bilder übereinander legen. Schöne analoge Beispiele liefern euch die Mehrfachbelichtungen von Kahren Sabater. Eine normale, digitale Mehrfachbelichtung arbeitet ausschließlich mit unterschiedlichen Ebenenmodi. Wie das aussehen kann, könnt ihr euch in Patrick Clairs Titelsequenz zur Krimiserie True Detective anschauen:
Da ich die Silhouette der von mir gewählten Porträtaufnahme noch ein wenig bearbeiten möchte, indem ich die Haare des Models verlängern werde, muss ich dieses zunächst freistellen. Anschließend werde ich dann die Galaxie bzw. den Nebel aus dem Weltall einfügen.
Step 1
Als Ausgangsbild für diesen Fotoeffekt habe ich mir zunächst ein Foto von istockphoto (Foto: © VladimirFLoyd) herausgesucht. Euer Bild öffnet ihr in Adobe Photoshop über den Menüpunkt Datei / Öffnen oder alternativ mit dem Shortcut Strg+O. Um die Haare freizustellen, kommt in diesem Fall nur die Methode über die Kanäle in Frage, denn die Strukturen sind für eine einfache Auswahl mit dem Schnellauswahlwerkzeug einfach zu komplex. Aber keine Angst, in meinem Tutorial zum Haare freistellen in Photoshop könnt ihr ab Step 4 noch einmal ganz genau nachlesen, wie es geht. Hier nun der Schnelldurchlauf. Ihr sucht euch also erst einmal im Fenster Kanäle den Kanal mit dem besten Kontrast heraus, was in diesem Fall der Blau-Kanal ist. Davon erstellt ihr euch eine Kopie, die ihr zunächst grob mit einem schwarzen und weißen Pinsel (B) umreißt. Dabei ist die ganz simple Regel zu beachten, dass alles, was jetzt auf eurer Maske Schwarz ist, später auch beim freigestellten Portrait sichtbar sein wird und dass alle weißen Bildelemente wegfallen.
Step 2
Mit dem Abwedler- und dem Nachbelichter – Werkzeug (O) und einer Stärke von zirka 15 % könnt ihr nun eure Ergebnisse noch verfeinern, das heißt helle Bildelemente werden noch heller und dunkle Elemente können somit nachgedunkelt werden. Dann erstellt ihr euch über die Schaltfläche Kanal als Auswahl laden eine Auswahl, die ihr dann in einer neuen Ebene (Strg+J) in eine Ebenenmaske einfügt. Die Maske braucht ihr dann bloß noch über Strg+I umzukehren und schon habt ihr perfekt freigestellte Haare.
Step 3
Diese Maske, die ihr jetzt aus den Haaren und dem Gesicht des Models erstellt habt, dient euch nun als Grundlage für die weitere Bearbeitung der Maske. Ihr fügt nun eine neue Ebene hinzu (Umschalt+Strg+N) und füllt diese mit dem Füll-Werkzeug (G) mit Weiß (#FFFFFF). Dann klickt ihr mit gedrückt gehaltener Strg-Taste auf die Miniatur der Ebenenmaske der mittleren Ebene und erstellt somit eine Auswahl aus dieser Maske. Danach aktiviert ihr die mit Weiß gefüllte Ebene und klickt auf die Schaltfläche Ebenenmaske hinzufügen unten im Fenster Ebene. Diese Maske müsst ihr jetzt lediglich noch über die Tastenkombination Strg+I umkehren. Danach könnt ihr die Ebene mit der ursprünglichen Ebene wieder ausblenden.
Step 4
Nun geht es an die künstliche Haarverlängerung, denn ich möchte, dass die Haare auf der linken Seite bis ganz an den Bildrand heranreichen. Dafür könnte man zwar auch das Bild einfach beschneiden, aber das ist in diesem Fall nicht Sinn und Zweck der Übung. Was ihr also tun müsst, ist die Maske so zu bearbeiten, dass sie bis an den linken Bildrand reicht. Dafür benötigt ihr einen Haar-Pinsel (© ivadesign, deviantart). Diesen Pinsel könnt ihr dann im Fenster Pinselvorgaben über das Bedienfeldmenü und über Pinsel laden vom Speicherort aufrufen. Dann könnt ihr zur Sicherheit noch einmal die Ebene mit der Ebenenmaske kopieren (Strg+J) und schon könnt ihr mit einem Pinsel aus diesem Set und Schwarz loslegen. Variiert immer mal den Winkel des Pinsels ein wenig oder spiegelt die x-Achse, damit ordentlich Schwung und Abwechslung in die Frisur kommen.
Step 5
Über Datei / Platzieren und einbetten könnt ihr nun auch schon euer Sternenbild (© Judy Schmidt, Flickr) einfügen. Dieses Foto schiebt ihr im Fenster Ebene unter die soeben bearbeitete Maske. Mit dem Verschieben-Werkzeug (V) könnt ihr dieses Bild dann an die richtige Stelle schieben und mit gedrückter Umschalt-Taste proportional skalieren.
Step 6
Damit euch nun nicht die komplette Gesichtsstruktur verlorengeht, erstellt ihr euch eine Kopie der Ebene mit dem freigestellten Kopf (Strg+J), schiebt die Kopie ganz nach oben im Ebenenfenster, stellt den Ebenenmodus auf Multiplizieren und senkt die Deckkraft auf 35 %.
Step 7
Ihr seht nun natürlich auch, dass im linken Bildteil die Haare leider abrupt enden. Um dies zu retuschieren, erstellt ihr mit Strg-Klick auf die Ebenenmaske eine Auswahl aus der Ebene, um nicht aus Versehen auch andere Bildteile zu löschen, nehmt euch einen weichen Pinsel (B) vor und bearbeitet vorsichtig die Ebenenmaske der obersten Ebene mit dem schwarzen Pinsel. Dabei senkt ihr die Deckkraft des Pinsels vorsichtshalber auf 40 bis 50 Prozent.
Step 8
Nun wandelt ihr euer Porträt noch in ein Schwarzweiß-Bild um und verstärkt den Kontrast ein wenig. Dazu nutzt ihr jeweils die Einstellungsebenen Schwarzweiß und Kurven. Beide sollen nur auf die Ebene mit dem Porträt wirken. Dazu müsst ihr die markierte Schaltfläche im Eigenschaften-Fenster aktivieren.
Step 9
Da mir der Kontrast und die Farben des Sternenfeldes noch nicht so recht gefallen, solltet ihr auch für diese Ebene eine Gradationskurve hinzufügen. Zudem legt ihr eine Korrekturebene Selektive Farbkorrektur an und bearbeitet dort die Rot- und die Gelbtöne. Diese Einstellungsebenen sollen zudem auch wieder nur auf die darunterliegende Sternebene wirken. Damit beide Einstellungsebenen nun nur auf die Haare, aber nicht auf das Gesicht wirken, müsst ihr mit dem Pinsel (B) wieder das Gesicht bearbeiten.
Step 10
Als finalen Touch könnt ihr nun noch die drei im vorherigen Step markierten Ebenen duplizieren (Strg+J). Dann fügt ihr alle drei Kopien zu einer Ebene zusammen (Strg+E), schiebt die Kopie ganz nach oben und senkt deren Deckkraft auf 55 %. Zum Abschluss müsst ihr noch eine Auswahl aus der markierten Ebenenmaske erstellen (Strg und Klick auf die Ebenenminiatur) und ladet diese Auswahl als Ebenenmaske in die oberste Ebene.
Fertig!
Wem das jetzt alles zu schnell ging, für den stelle ich das komplette Tutorial zum Bilder übereinander legen noch einmal als kostenlosen Download zur Verfügung.
4 Kommentare
ich bin ei Fotograf aus Cham. Meistens habe ich Probleme damit bei Hochzeitsfotos mit übereinander legen. Aber jetzt durch dein Tutorial die du perfekt erstellt hast, hoffe ich das ich es jetzt drauf habe. Danke dir!!!
Hallo Patrik,
danke für die netten Worte – schön wenn ich dir weiterhelfen konnte.
Alles Gute für das neue Jahr und die kommende Hochzeitssaison.
Viele Grüße, Thomas
Danke Dir. Mal schauen ob ich dies irgendwie mit Affinity Photo hinbekomme… vielleicht mal eine Idee diesen blog post von 2015 auf Affinity zu übertragen ;-)
Hallo, gibt es eine Möglichkeit eine Frage zu stellen zu einem anderen Bild? Bzw. in Kontakt zu treten?
Danke