Wahre Schönheit kommt bekanntlich von innen. Diverse Hochglanz-Magazine präsentieren uns dennoch regelmäßig das neue Schönheitsideal. Dass die abgebildeten Fotos in vielen Fällen das Ergebnis aufwendiger Stylings und Retuschen sind, bleibt dem Betrachter in der Regel verborgen. Ich möchte Euch heute zeigen, wie ihr mit Hilfe der kostenlosen Bildbearbeitungssoftware GIMP die Haut eines Models glätten oder einfach nur kleine Pickel und Unreinheiten retuschieren könnt. Sollte beim Foto-Shooting auf übermäßiges Make-up verzichtet worden sein, könnt ihr nun mit mir in GIMP 2.8 den digitalen Abdeckstift schwingen.

Sicher kennt ihr sie: Die Hochglanzfotos aus den Mode-Magazinen und Lifestyle-Blogs. Wenn ihr dann mal selbst zum Fotoapparat gegriffen und ein schönes Portrait geschossen habt, fallen je nach Hautbild des Models im Nachgang immer ein paar Unreinheiten auf. Wie also bekommen die Profis es hin, die Haut auf ihren Fotos so rein und glatt aussehen zu lassen, ohne dabei jedoch wichtige Details zu verlieren? Damit das Ergebnis nicht so unnatürlich ausschaut wie auf dem Foto links, möchte ich euch nun Schritt für Schritt erklären, wie ihr bei solch einer natürlichen Beauty-Retusche in GIMP vorgeht. Wir werden Haut glätten, Pickel entfernen und kleine Falten retuschieren, ohne jedoch die Poren auf der Haut komplett zu eliminieren.
Um euch einmal zu zeigen, wie sehr bei der Bildbearbeitung stellenweise gemogelt wird, hier ein anschauliches Video.
Nun aber starten wir mit unserem Tutorial. Wer möchte, kann gerne direkt zu den einzelnen Steps springen.
- Pickel entfernen
- Falten retuschieren
- Augen hervorheben
- Haut glätten – Methode 1: Selektiver Gaußscher Weichzeichner
- Haut glätten – Methode 2: Poren erhalten
Pickel entfernen
Step 1
Bevor ihr die Haut glätten könnt, solltet ihr die kleinen Unreinheiten und Pickel entfernen, die sich nun mal natürlicherweise auf der Haut befinden und nicht durch Make-Up abgedeckt wurden. GIMP hält sozusagen als digitalen Abdeckstift das Klonen- und das Heilen – Werkzeug bereit. Für die Porträt-Retusche sollte man in den meisten Fällen aber lieber gleich zum Heilen – Werkzeug (H) greifen, da dieses sensitiver mit den zu retuschierenden Hautpartien umgeht als das beim Klonen – Werkzeug (C) der Fall ist. Allgemein gilt aber für beide Tools, dass die Qualität der Retusche stark vom aufgenommenen Quellbereich abhängt. Doch bevor ihr mit der Retusche kleiner Unreinheiten beginnen könnt, müsst ihr natürlich zunächst einmal euer Foto (© Feliciano Guimarães, Flickr.com) über den Menüpunkt Datei->Öffnen aufrufen. Dann dupliziert ihr zur Sicherheit über Ebene->Ebene duplizieren die Hintergrundebene. Die kopierte Ebene könnt ihr nun mit Klick auf das Augensymbol ausblenden, so dass ihr im nächsten Schritt nur noch auf der Kopie weiterarbeitet.
Step 2
Nun könnt ihr das Heilen – Werkzeug (H) aus der Werkzeug-Palette aufrufen. Zunächst einmal müsst ihr euch die Größe der Werkzeug-Spitze konfigurieren. Das hängt natürlich von der Größe eures Bildes und von der Größe der Unreinheiten ab, die ihr bearbeiten wollt. Für dieses 1024 x 681 px große Bild habe ich mich zunächst für eine 10,00 pt große Werkzeug-Spitze entschieden. Wenn ihr die Größe im Nachhinein anpassen wollt, müsst ihr entweder mit dem Mauszeiger im Bild mit dem Scrollrad eurer Maus scrollen oder ihr fahrt mit der Maus in das Feld in den Werkzeug-Einstellungen und scrollt dort bei der Größe nach oben oder unten. Um das Heilen – Werkzeug (H) anzuwenden, müsst ihr nun zunächst mit gedrückt gehaltener Strg-Taste und Mausklick auf eurem Bild einen Quellbereich auswählen, aus dem dann die reinen Hautpartien entnommen werden. Diese sollten möglichst nah an das Aussehen des zu retuschierenden Bereiches herankommen.
Step 3
Mit dieser Technik fahrt ihr nun alle Unreinheiten der Haut ab. Dabei solltet ihr natürlich immer im Auge behalten, dass euer Bild auch nach der Bearbeitung noch natürlich wirken sollte. Ob wirklich jede kleine Sommersprosse entfernt werde muss, bleibt eurem persönlichen Geschmack und Geschick überlassen.
Falten retuschieren
Step 4
Wenn ihr wollt, könnt ihr nun auch noch die Falten unter den Augen und in den Mundwinkeln retuschieren. Das könnt ihr auch gleich mit dem Heilen – Werkzeug (H) machen. Bitte beachtet aber, dass ihr hier ein wenig mit der Deckkraft (hier: 60 %) herumexperimentieren müsst. Da es an den Augen, dem Hals und rund um den Mund naturgemäß zu unterschiedlich hellen Partien kommt, solltet ihr das Quellgebiet immer möglichst nah an den zu retuschierenden Falten wählen. Aber auch hier gilt: Überlegt euch vor der Retusche bitte gut, ob ihr es hier nicht etwas übertreibt und euch die Natürlichkeit in eurem Bild verloren gehen könnte. Um euch zu verdeutlichen, wo genau ich in diesem Beispielbild die Falten entfernt habe, habe ich die betreffenden Bereiche um die Augen, den Mund und den Hals im linken Bildteil mit einem zarten Rot markiert.
Augen hervorheben
Step 5
Wem die Augen des Models noch etwas zu blass sind, der kann sie noch ein wenig hervorheben. Dazu dupliziert ihr wieder die oberste Ebene (Ebene->Ebene duplizieren) und verwendet das Werkzeug Abwedeln / Nachbelichten (Umschalt+D). Um das Grün der Iris etwas hervorzuheben, setzt ihr den Haken bei „Abwedeln“ und bei „Glanzlichter“. Die Deckkraft des Werkzeuges senkt ihr auf 80 %. Um die dunklen Ränder der Iris stärker herauszuarbeiten setzt ihr dann die Haken bei „Nachbelichten“ und bei „“Schatten“.
Step 6
In einer neuen Ebene (Ebene->Neue Ebene) wendet ihr nun auf die Augen einen grünen Pinsel (#2B8E00) an. Den Modus der neuen Ebene „Augen grün“ stellt ihr auf „Überlagern“ und damit das Ganze nicht unnatürlich wirkt, senkt ihr die Deckkraft der Ebene auf 30 %.
Haut glätten – Methode 1: Selektiver Gaußscher Weichzeichner
Step 7
Für den Hausgebrauch reicht es in den meisten Fällen, den Selektiven Gaußschen Weichzeichner anzuwenden. Dieser ist besser geeignet als der normale Gaußsche Weichzeichner, da hier die Kanten erhalten bleiben. Je kleiner ihr das Max. Delta bei Filter->Weichzeichnen->Selektiver Gaußschen Weichzeichner einstellt, desto besser sind die Kanten in eurem Bild geschützt. Der Weichzeichenradius funktioniert hier genauso wie beim normalen Gaußschen Weichzeichner. Ich habe hier für den Radius den Wert 5 gewählt und das Max. Delta auf 20 gesenkt. Damit nun nur die Haut im Gesicht und am Hals bzw. Dekolleté weichgezeichnet wird, müsst ihr dieser obersten, bearbeiteten Ebene eine Ebenenmaske hinzufügen (Ebene->Maske->Ebenenmaske hinzufügen->Weiß; Volle Deckkraft). Mit einem schwarzen Pinsel fahrt ihr nun die Teile der aktiven Maske ab, die nicht weichgezeichnet werden sollen. Dabei werden auch die Augen und der Mund herausgearbeitet. Zum Schluss müsst ihr eventuell noch nach eurem Geschmack die Deckkraft der obersten Ebene senken (hier: 40 %).
Haut glätten – Methode 2: Poren erhalten
Step 8
Haut glätten wie die Profis könnt ihr mit dieser zweiten Methode. Diese ist dann natürlich aber auch etwas aufwändiger als die Vorhergehende. Als Erstes dupliziert ihr die Ebene, in der ihr die Pickel und Unreinheiten entfernt habt, nennt die Kopie in „Flecken entfernen“ um und schiebt sie in der Ebenenpalette ganz nach oben. Dann geht ihr für diese Ebene auf Filter->Verbessern->Flecken entfernen. Dort löscht ihr den Haken bei „Anpassend“ und stellt beim Radius den Wert 2 ein, beim Schwellwert Schwarz 10 und beim Schwellwert Weiß 248.
Step 9
Da ihr ja wollt, dass der Filter nur auf die Haut wirkt und nicht auf das gesamte Bild, müsst ihr nun der soeben bearbeiteten Ebene über Ebene->Maske->Ebenenmaske hinzufügen eine Ebenenmaske verpassen. Mit einem schwarzen Pinsel bearbeitet ihr die Bereiche, auf die der Filter nicht wirken soll. In der aktiven Maske (erkennbar am weißen Rand) bleibt somit nur die Haut weiß und damit sichtbar. An kritischen Stellen, an denen zum Beispiel die Haare über der Haut liegen, müsst ihr die Deckkraft des Pinsels etwas reduzieren. Auch die Augen und der Mund werden hier mit freigestellt.
Step 10
Nun dupliziert ihr erneut die Ebene, in der ihr die Unreinheiten entfernt habt und schiebt auch diese Kopie ganz nach oben im Ebenendialog. Dann nennt ihr diese Ebene in „Gauss“ um und wendet darauf den Gaußschen Weichzeichner mit einem Radius von zirka 5,0 px an (Filter->Weichzeichnen->Gaußscher Weichzeichner).
Step 11
Da ihr ja auch diese Filter wieder nur auf die Haut wirken lassen wollt, müsst ihr auch dieser Ebene wieder eine Ebenenmaske hinzufügen. Doch bevor ihr nun auf Ebene->Maske->Ebenenmaske hinzufügen geht, klickt ihr zunächst mit rechts auf die Maske der darunterliegenden Ebene und geht auf „Auswahl aus Maske“. Dann ruft ihr den Dialog zum Erstellen einer neuen Ebenenmaske auf und setzt dort den Haken bei „Auswahl“. So wird automatisch aus der aktiven Auswahl eine Maske erstellt und ihr braucht nicht jedes Mal die Maske von neuem aufwändig mit dem Pinsel – Werkzeug (B) bearbeiten.
Step 12
Nun wird natürlich wieder die Ebene ohne die Unreinheiten erneut kopiert, die Kopie nach oben geschoben und die Ebene umbenannt („Unscharf maskieren“). Dann geht ihr auf Filter->Verbessern->Unscharf maskieren. Hier stellt ihr, abhängig von eurem Ausgangsbild, beim Radius den Wert 6,5 ein, bei der Menge 1,25 und beim Schwellwert 0. Auch dieser Ebene fügt ihr wieder eine Ebenenmaske hinzu.
Step 13
Zum Schluss müsst ihr euch hier, sofern ihr dieses Skript nicht schon haben solltet, eine SCM-Datei für den Hochpass-Filter herunterladen und diese im Ordner C:\Programme\GIMP 2\share\gimp\2.0\scripts einfügen. Eventuell müsst ihr zum Starten des Skripts GIMP neu starten. Achtung, vorher nicht vergessen, die Datei als XCF-Bild abzuspeichern (Datei->Speichern unter). Dann kopiert ihr natürlich auch ein letztes Mal die Ebene, in der ihr die Pickel entfernt habt. Die Kopie schiebt ihr wieder ganz nach oben und nennt sie in „Hochpass“ um. Dann geht ihr auf Filter->Allgemein->High Pass Filter. Für die Stärke stellt ihr hier 6 ein. Auch diese Ebene bekommt wieder eine Ebenenmaske und den Modus dieser Ebene ändert ihr in „Überlagern“ um.
Step 14
Da das Ganze natürlich zu stark ist, müsst ihr nun noch die Deckkräfte der vier in den vorangegangenen Steps bearbeiteten Ebenen herunterschrauben. Diese müsst ihr individuell auf euer jeweiliges Bild anpassen. Ich kann euch hier nur Richtwerte vorgeben:
- Hochpass: 80 %
- Unscharf maskieren: 20 %
- Gauss: 90 %
- Flecken entfernen: 80 %
Dann geht ihr auf Ebene->Neue Ebenengruppe und erstellt euch eine neue Gruppe „Haut glätten“, in die ihr dann alle Ebenen bis auf die originale Hintergrundebene schiebt. Indem ihr diese Gruppe ein- und ausblendet, könnt ihr nun euer Ergebnis kontrollieren.
Fertig!
Damit ihr zuhause alles noch einmal in Ruhe nachvollziehen könnt, gibt es hier wie immer die offenen Daten des Tutorials als Download.
3 Kommentare
Hallo Thomas, ich komme mit deinem Tutorial über haupt nicht klar.
Viele Schritte sind mir ein echtes Rätsel. Mehr Unterschritte wären schön gewesen.
Hallo Frank,
das ist natürlich schade, wenn dir dieses Tutorial nicht weitergeholfen hat. Ich habe versucht, die wichtigsten Stationen und Unterschritte, also das Entfernen der Hautunreinheiten, das Glätten der Falten, das Hervorheben der Augen und das Glätten der Haut, einmal mit dem selektiven Weichzeichner und einmal mit einer etwas aufwändigeren Methode, klar zu gliedern. Wenn du mir etwas genauer sagst, an welcher Stelle für dich die größten Probleme auftreten, werde ich versuchen, diese Unklarheiten zu beseitigen.
Viele Grüße, Thomas
Hallo Thomas,
danke für deine Schritt für Schritt Erklärung und die vielen hilfreichen Tipps.
Ich konnte die Gesichter auf meinen Fotos auf anhieb aufhübschen.
Alles ist gut erklärt und auch die Schritte nachvollziehbar.
Vielen Dank
Wa. Ulrich