Trotz digitalem Zeitalter erfreuen sich Printmedien noch immer großer Beliebtheit. Gerade Werbung in Form von Flyern, Plakaten und Broschüren werden in unserer Druckerei tagtäglich in großen Mengen beauftragt und ausgegeben. Der Druck dieser Papiermengen wäre ohne den Offsetdruck nicht denkbar. Dieses Druckverfahren, welches wir täglich anwenden, möchte ich im heutigen Artikel im Detail beleuchten.
Offsetdruck – ein Flachdruckverfahren
Der Offsetdruck ist – im Gegensatz zum Buchdruck – ein indirektes Druckverfahren, bei dem der Druck nicht direkt von der Druckplatte auf den zu bedruckenden Stoff (z.B. Papier) aufgetragen wird, sondern indirekt über eine Walze. Diese Methode wird dem Flachdruckverfahren zugeordnet.
Entstehung des Druckverfahrens
Der Tscheche Alois Senefelder, Erfinder des Steindruckverfahrens (Lithographie), suchte im 18. Jahrhundert nach einer kostengünstigen Vervielfältigungsmethode seiner Notenblätter. Dazu verwendete er Hochdruckformen aus Kalkstein, indem er die Stellen, welche gedruckt werden sollten mit Fetttusche abdeckte und die Stellen, welche frei bleiben sollten, mit einer leicht sauren Lösung aus Mehrfachzucker (Gummiarabikum) in die glatte Steinoberfläche ätzte. Beim Anfeuchten mit Wasser der frisch angeätzten Stellen blieb hier keine Farbe haften. Somit wurden nur die gefetteten Bildstellen eingefärbt. Dieser Fakt machte ein Ätzen zur Hochdruckform überflüssig. Diese Erkenntnis war der Durchbruch und ein wichtiger Meilenstein des Flachdruckprinzips und ist bis heute Grundlage des Offsetdruckes.
Der Amerikaner Ira Washington Rubel und der Deutsche Immigrant Caspar Hermann konstruierten 1904 unabhängig voneinander erste Prototypen von Offsetdruckmaschinen. Diese spiegelten das indirekte Drucken von der Druckplatte über einen Gummituchzylinder auf den Papierbogen wider. Als Hermann 1907 nach Deutschland zurückkehrte, entwickelte er ahand seiner Konstruktionspläne die erste Offsetdruckmaschine, die im Jahr 1912 in Leipzig der breiteren Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Der Offsetdruck in der Praxis
Wie bereits erwähnt handelt es sich beim Offsetdruck um ein indirektes Druckverfahren. Das heißt, dass beim Druckvorgang zwischen Druckplatte und Papier ein mit Gummituch bespannter Zylinder zwischengeschaltet ist. Die Druckfarbe wird also indirekt auf den Druckbogen übertragen. Dies ermöglicht einen gleichmäßigen Druck, mit dem auch hohe Auflagen bei gleichbleibender Qualität produziert werden können. Anders als beim oben beschriebenen Steindruck, können beim Offsetdruck die Prozesse weitgehend automatisiert werden. Statt dem Stein dienen hier millimeterdünnen Aluminiumplatten als Druckvorlage.
Vor dem Druck wird eine Druckplatte für jede Druckfarbe erstellt, also insgesamt 4 Platten für die 4 Farben C-M-Y-K. Die Bildflächen, welche später im Druck mit Farbe ausgefüllt werden oder frei bleiben, sind auf der Druckplatte auf einer Ebene angelegt. Physikalische Grundlage ist hier die unterschiedliche Oberflächenstruktur, welche durch die Belichtung der Platte zustande kommt. Dies führt dazu, dass Farbe nur dort hängenbleibt wo dies vorgesehen ist. Deshalb gibt es für jede Farbe eine Druckplatte, da nur das Motiv auf die Platte belichtet, welches in der jeweiligen Farbe gedruckt werden soll.
Die Platten werden dann in das entsprechende Druckwerk (zur Farbe passend) in die Offsetdruckmaschine eingespannt. Der Druckbogen durchläuft nacheinander alle 4 Werke und somit werden die Farben übereinander gedruckt.
Der eigentliche Druck erfolgt mit Hilfe von drei Druckzylindern, welche im unteren Bild mit den Nummern 4, 5 und 7 gekennzeichnet sind. Die vorbereitete Druckplatte wird auf den ersten Zylinder, den so genannten Plattenzylinder, aufgespannt und nimmt an den zu druckenden Stellen Druckfarbe vom Farbwerk auf. Die nicht zu druckenden Stellen werden mit Hilfe der Walzen des Feuchtwerks mit Wasser benetzt, siehe Nr. 3 im Bild. Von der Druckplatte wird das seitenrichtige Druckbild zunächst seitenverkehrt auf ein Gummituch übertragen, welches auf den Gummituchzylinder gespannt ist. Anschließend wird das nun seitenverkehrte Bild wieder richtig herum auf das Papier übertragen, welches zwischen dem Druckzylinder und dem Gummituchzylinder durchläuft.
Nach dem Druckvorgang werden die Passer (Position der einzelnen Farben übereinander) und der Farbauftrag mittels Fadenzähler (starke Lupe mit drei- bis zwölffacher Vergrößerung) geprüft.
Bogenoffset vs. Rollenoffset
Hinsichtlich der Verwendung des zu bedruckenden Papiers wird in Bogenoffset und Rollenoffset unterschieden. Während sich dieses Verfahren für den Druck von Tageszeitungen, Telefonbüchern oder Katalogen in sehr hohen Auflagen eignet, wird der Bogenoffsetdruck eher bei kleinen und mittleren Auflagen angewendet.
Betrachtet man die Entwicklung der letzten Jahre, stellt man fest, dass diese Art des Druckens sehr zur Vereinfachung und Beschleunigung des Vervielfältigens beigetragen hat. Jede Tageszeitung, Brochüre oder jeder Flyer, welche in größerer Auflage produziert wurde, wäre ohne den Offsetdruck nicht denkbar gewesen.
13 Kommentare
ICH WOLLTE EIGENTLICH WISSEN; WAS EIN CHROMOGRAF (Chromograph) IST UND WIE DIESER IM ZUSAMMENHANG MIT DER STEINDRUCKEREI ZU VERSTEHEN IST; ABER LEIDER FINDE ICH IM iNTERNET KEINE BEFRIEDIGENDE ANTWORT:
SEHRWOHL AHNE ICH DIE VERBINDUNG ZUM STEINDRUCK ODER AUCH LITHOGRAPHIE GENANNT; ABER ES IST MIR NICHT KLAR; WIE DIE FRÜHEN KÜNSTLER DIESES VERFAHREN PRAKTIZIERT HABEN.
Mit der Bitte um Antwort, herzliche Grüße von Horst.
Hallo lieber Horst,
also ich habe mal etwas recherchiert und vielleicht enthält der folgende Beitrag von Dr. Wilhelm Scharenberg über die Chromo-Lithographie eine befriedigende Antwort auf Deine Frage: http://www.ferromel.de/tech_600.htm
Beste Grüße, Robert
Hallo!
Weiß hier irgend jemand den Ausdruck dafür, wenn beim Offsetdruck die Farbpunkte nicht exakt aufeinander gedruckt werden? Beispiel: Auf einer PET-Falsche ist die kleine Schrift nicht lesbar bzw. verschwommen, weil der Druck nicht optimal abgestimmt war. Dafür gibt es einen Ausdruck. Weiß den jemand?
Grüße in die Runde
Hallo Maria,
lieben Dank für Deine Anfrage. Ich bin mir sicher, dass es sich bei Deinem gesuchten Ausdruck um „Passerdifferenz“ oder „Fehlpasser“ handelt. :)
Schöne Grüße,
Robert
Hallo, woran erkenne ich die Unterschiede – insbesondere bei Briefmarken – . wenn diese im Offsetdruck oder im Buchdruck hergestellt wurden.
MfG
Reiner Broske
Hallo Reiner,
laut unserem Druckspezialisten besteht vor allem der folgende Unterschied:
Offsetdruck ist ein randgenauer Druck – der Punkt ist sehr scharf.
Buchdruck ist ein Hochdruckverfahren, die zu druckenden Stellen sind erhaben und quetschen die Farbe ein wenig am Punktrand. Das ist der sogenannte Quetschrand!
Viele Grüße,
Romy
[…] das Offsetdruckverfahren kostet ein Flyer heute in seiner Herstellung nicht sehr viel und ist dadurch ein ideales […]
Hallo zusammen,
für einen Vortrag im Bereich Druckgraphiken stelle ich den Offsetprint vor. Meine Frage, die sich mir derweil stellt ist – müssen bei jeder neuen Druckplatte auch die Gummitücher ausgewechselt werden? Denn diese übertragen ja die Farbe auf den Druckträger.
Vielen Dank
Grüße
Leonie
Hallo Leonie,
nein müssen sie nicht. Die Gummitücher werden bei uns regelmäßig mit einem Waschtuch in Verbindung mit Waschmittel und Wasser gereinigt.
Ein Austausch der Gummitücher erfolgt nur, wenn diese beschädigt oder nach langer Laufzeit verschlissen sind.
Ich hoffe das beantwortet deine Frage.
Viele Grüße,
Romy
In welcher Reihenfolgewerden üblicherweise die 4 Farben gedruckt?
Hallo,
danke für Deine Frage. In der Regel werden die CMYK-Farben im Offsetdruck in der Reihenfolge Schwarz, Cyan, Magenta und Yellow gedruckt, also von dunkel zu hell.
Auch andere Varianten sind möglich Bei Vierfarb-Maschinen nimmt das Papier in jedem Farbwerk aber etwas Feuchtigkeit auf, wodurch sich die Dimension (Breite x Länge) des Druckbogens verändern kann. Je nach Laufrichtung der Fasern. Deshalb kann es besser sein, die hellste Farbe (Gelb) als letztes zu drucken, denn bei dieser Reihenfolge fallen resultierende Passerabweichungen am wenigsten auf. Dies ist nur bei Breitbahn-Bögen (Die Fasern verlaufen Parallel zur Druckrichtung). Bei Schmalbahn kann man dieses Problem innerhalb der Druckmaschine ausgleichen.
Das war jetzt hoffentlich nicht zu kompliziert erklärt. Für weitere Rückfragen stehen wir jederzeit zur Verfügung.
Viele Grüße,
Robert von SAXOPRINT
[…] oder Handzettel. Nach und nach wurde dieses Verfahren jedoch durch den wirtschaftlicheren Offsetdruck abgelöst. Heute wird die Lithographie nur noch im künstlerischen Bereich eingesetzt. Hier ist sie […]
[…] Bildpunkten (die druckbaren Stellen) gehärtet. Diese Stellen der Negativplatte nehmen im Druckprozess dann die Farbe auf und übertragen sie über den Gummituchzylinder auf das Papier. Nichtdruckende […]